Investor Paul Schockemöhle mit seinem Mitarbeiter Christoph Seite an einem der möglichen Standorte der Windtürme, von Wohnbebauung ist hier kilometerweit nichts zu entdecken.
Investor Paul Schockemöhle will auf seinem Gelände Windanlagen errichten – auch zum Wohle Neustadt-Glewes.
Alle – Gegner und Befürworter von Windkraftanlagen – haben es derzeit sehr eilig. Die einen, weil die öffentliche Beteiligung zur neuen regionalen Raumplanung am Montag endet. Die anderen, die Investoren, weil sie sich im kommenden Jahr auf schlechtere Einspeisevergütungen für den Windstrom einstellen müssen.
Gestern meldete sich mit Paul Schockemöhle einer der bekanntesten Investoren zu Wort. Der Gestütsbesitzer und berühmte Pferdezüchter plant schon seit zwei Jahren die Errichtung von insgesamt 19 Windkraftanlagen der 200-Meter-Klasse. Allerdings wusste und weiß die Öffentlichkeit bisher wenig über das Projekt mit dem Namen „Dreenhörn“. Und das, obwohl das Projekt durch die Neustadt-Glewer Stadtvertretung abgelehnt wurde. Ein Teil der Stadtvertreter hatte sich von dem lange ziemlich geheim gehaltenen Projekt überfahren gefühlt.
Jetzt taucht das Projekt, das die Windkraftanlagen rund um den neuen Abschnitt der A 14 (siehe Kartenausschnitt) gruppieren will, in den neuen Planungen wieder auf. Grund genug für die Gemeinde Groß Laasch gegen das Eignungsgebiet Neustadt-Glewe zu protestieren. Die dort geplanten Anlagen, so steht es im Schreiben, würden insbesondere das Neubaugebiet im Norden von Groß Laasch optisch betreffen. Die Gemeinde befürchtet gravierende Nachteile für sich und moniert, dass die Pachteinnahmen nur einem einzigen Grundstückseigentümer zugute kommen würden.
Gemeint ist Paul Schockemöhle mit seiner Gut Lewitz GmbH. Schockemöhle platzte angesichts der Proteste der Kragen. Die Anschuldigungen seien schlicht falsch. Es sei in dem Entwurf vertraglich festgehalten, dass z.B. die Stadt Neustadt-Glewe angemessen beteiligt wird. Schockemöhle sprach gestern von einer Größenordnung von 500 000 Euro, die die Stadt im Jahr bekommen könnte. Außerdem sei ein Bürgerstromprojekt Teil der Planungen: Im Ergebnis sollen die Bürger der Stadt ihren Strom 4 bis 5 Cent pro Kilowattstunde billiger bekommen können. Und fünf der 19 Anlagen sollen für die „Erdwärme Neustadt-Glewe GmbH“ reserviert sein, die ihr Angebot in der Stadt ausweiten will. An dem Unternehmen sind die Stadt und die Wemag beteiligt.
Das wichtigste Argument für Schockemöhle, das Projekt zu bauen, sind die Standorte der Anlagen. „Kilometerweit gibt es keine Wohnbebauung, es muss kein einziger Baum gefällt werden, das Gelände ist von Wald umgeben. Die einzigen Betroffenen sind wir auf dem Gut und wir können damit leben.“
Die Aussichten, dass das einst abgelehnte Projekt auch wieder auf die politische Tagesordnung kommt, stehen gut. Zum einen hat die Vertretung in Neustadt-Glewe in ihrer Stellungnahme zur regionalen Planung am 12. Mai auch indirekt dem Projekt zugestimmt. Zum anderen sieht auch Bürgermeisterin Doreen Radelow Chancen, das Projekt neu zu diskutieren. „Wir sind nicht gegen Windkraft, nur damals fühlten sich Teile der Vertretung schlicht überfahren, weil sie einen vom damaligen Bürgermeister schon unterzeichneten Vertrag schnell absegnen sollten.“ So etwas ohne Beteiligung der Bürger machen zu wollen, halte sie für falsch. Schon bald wird das Windprojekt „Dreenhörn“ in den Ausschüssen landen und diskutiert werden. Indessen hat Paul Schockemöhle angekündigt, alle Beteiligten über sein Vorhaben ausführlich informieren zu wollen. Er halte die umfangreichen Planungen nach wie vor für gut und wolle daran festhalten. Und die Bürger hätten auch eine Menge davon.
von Mayk Pohle
SVZ am 27.Mai.2016